Erst am Montag gab Preußen Münster die Verpflichtung von Yassine Bouchama (VfB Homberg) bekannt. Einen Tag später sorgte der Neuzugang für die nächste Pressemitteilung beim letztjährigen Tabellenzweiten der Regionalliga West.
Grund dafür sind die Social-Media-Aktivitäten des 25-Jährigen. Denn wie aufmerksame Fans der Adlerträger feststellten, soll Bouchama auf Facebook gleich bei mehreren rechtspolitischen Seiten ein „Gefällt mir“ dagelassen haben. Ein Missverständnis?
"Nicht nur die intensiven Gespräche im Vorfeld der Verpflichtung, sondern auch weitere Gespräche am gestrigen Tag mit Yassine haben einmal mehr seine Weltoffenheit und seinen einwandfreien Charakter bestätigt", ließ der Klub verlauten. Die Beweise auf dem Profil verschwanden schnell, der Account ist mittlerweile gelöscht.
Wir haben umgehend das Gespräch mit Yassine gesucht und er konnte uns absolut glaubhaft und nachvollziehbar erklären, dass keinerlei politische Überzeugung hinter seinen Likes steckt
SCP-Sportdiretkor Peter Niemeyer
Sportdirektor Peter Niemeyer, der umgehend die Gremien informierte und den Austausch mit Bouchama suchte, gab folgende Stellungnahme ab: "Wir sind sehr dankbar über die Rückmeldungen von unseren Fans. Wir haben umgehend das Gespräch mit Yassine gesucht und er konnte uns absolut glaubhaft und nachvollziehbar erklären, dass keinerlei politische Überzeugung hinter seinen Likes steckt."
Denn der Ausdruck „gefällt mir“ bedeutet in der Facebook-Welt nicht zwangsmäßig, dass man den Inhalten einer Seite zustimmt. Das betont zumindest der Verein, ein „gefällt mir“ ermögliche auch, dass man einer Seite folgen und „sich kritisch damit auseinanderzusetzen“, kann.
„Yassine ist ein politisch sehr interessierter junger Mann, der sich während seines Studiums mit aktuellen gesellschaftlichen Themen intensiv auseinandersetzt“, erklärt Niemeyer.
Preußen Münster möchte Bouchama schützen
In der Stellungnahme betonte Preußen Münster, dass „Toleranz und Weltoffenheit“ fest in der Vereins-DNA verankert seien. Ein „klares antirassistisches Bekenntnis und der Respekt vor jeder Orientierung im Glauben, der Sexualität oder der Herkunft eines Menschen sind Grundlage unseres Zusammenseins“.
„Mit viel Einsatz“, habe man ein Leitbild erarbeitet, dass diesen Werten Rechnung trägt. Erst am Sonntag verabschiedeten die Mitglieder auf der Jahreshauptversammlung außerdem eine entsprechende Satzungsergänzung.
Folglich möchte der Verein „ganz offen und transparent“ mit dem Thema umgehen. Nicht nur, „um Schaden vom Verein", sondern auch "von einem jungen Mann mit einem guten Charakter abzuwenden“, betont Niemeyer. „Gleichzeitig appellieren wir auch daran, von vorschnellen Vorverurteilungen ohne Kenntnis der Hintergründe abzusehen.“
Der gebürtige Essener Bouchama sei stolz auf seine marokkanischen Wurzeln und seinen muslimischen Glauben. „Wir freuen uns sehr, dass Yassine Teil der Preußenfamilie ist und unsere Werte und Einstellung auf und neben dem Platz teilt“, beteuert Niemeyer.